HIERONYMUS BOSCH
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Peter Dempf deckt eine Verschwörung hinter dem Altar auf
Es hätte so schön sein können: ein wahnsinniger Mönch heute, eine hinreissende Kunstgeschichtlerin, ein hin- und hergerissener Sachverständiger für die Restauration alter Bilder ... und eben dieses Bild: "Der Garten der Lüste", von Hieronymus Bosch. Das riesige, rätselhafte Altarbild voller nackter Weiber, zerstückter Männer, abgedrehter Visionen wurde 1510 in S'Hertogenbosch gemalt, einem kleinen Städtchen in Brabant, als sich sozusagen der Bhagwan und Bischof Dyba eine Kneipenschlägerei lieferten. Der Hobby-Historiker Peter Dempf kreuzt halbwegs geschickt das erfundene Tagebuch eines Bosch-Lehrlings mit einer Krimi-Handlung heute - und deutet eine Erz-Verschwörung hinter allem an: Die Weiber wollen die Erde beherrschen. Nun ja, wem Umberto Eco zu schwer ist ...
Leider nur lernt man zuwenig über Bosch, die Inquisition und die Ketzerbewegungen - und, schlimmer noch, hängt der Gegenwartsteil völlig spannungslos zwischen den historischen Schmökerteilen. Der Restaurator kriegt auf der letzten Seite die Hexe und ist's zufrieden. Wir nicht.
WING
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