URLAUB

Hausboot mit Intrigen

Borger & Straub versenken eine Familie

Da sind sie wieder: Nach zwei Solo-Projekten mit mäßigem Erfolg treten Martina Borger und Maria Elisabeth Straub erneut zum Doppel an. Ihr leichter Urlaubsroman Sommer mit Emma versammelt alle Stärken ihrer langen Zusammenarbeit seit ihrem Roman-Debüt Katzenzungen und umgeht geschickt die meisten Klischee-Schwächen (beide haben eine Lindenstraße-Vergangenheit). Möglicherweise, weil das Protokoll eines Familienurlaubs auf dem Hausboot von Anfang an eher als Jugendbuch denn als Psychodrama daherkommt.

Sechs Menschen chartern ein Hausboot in England, weil man dort auch ohne Führerschein durch die Kanäle tuckern kann und weil der Trip die knirschende Kernfamilie wieder auf Kurs bringen soll. Die Mutter, die Familienversorgerin, will sich lieber gemeinsam vom Jobstress erholen als zu Haus in eine Affäre zu flüchten. Der Vater, darbender Künstler, lädt seine außereheliche Tochter Emma dazu, weil er zu seinem Seitensprung vor 15 Jahren steht und zu seiner Rückkehr in den Familienverband. Die Kinder der beiden, 17 und 14 (aha: "Versöhnungskind"), müssen mit und kriegen als Zuckerl den Schulfreund des Sohnes als Mitreisenden, in den die Tochter heimlich verliebt ist.

In wechselnden Perspektiven erzählen alle, außer Emma, vom tuckernden Diesel, vom verstopften Klo, vom Kiffen, wenn die Eltern weggucken und vom Nacktbaden, wenn die anderen schlafen. Man möchte fast mitfahren.

Allmählich aber entpuppt sich Emma, die anfangs alle bewundern, als intrigantes Miststück. Geradezu diabolisch verdreht sie jedem den Kopf in eine andere Richtung und braucht nicht mal in eigenen Kapiteln aus ihrer Perspektive zu erklären, was sie dazu treibt, die Familie ins endgültige Kentern zu bringen.

Hoffentlich hält das Buch niemanden davon ab, es mal mit einem Hausboot zu probieren. Oder einer Tochter.

Wing
Martina Borger, Maria Elisabeth Straub: Sommer mit Emma Diogenes, Zürich 2009, 416 S., 21,90