BLOCKBUSTER
Der ziemlich flache Hai
Robert Blanchet schreibt über das "postklassische Hollywood"
Dass Kino nur noch den kleinsten Teil der Verwertungskette eines Films ausmacht, dass an Merchandise-Kaugummis mehr Geld verdient wird als an Eintrittskarten, all das wissen wir ja längst. Und dass eine derart veränderte sozioökonomische Basis auch produktionsästhetische Wirkungen im Oberbau nach sich zieht, galt 20 Jahre lang als ausgemacht. Der weiße Hai hat den Taxi Driver gefressen, das Achterbahnkino den intelligenten Plot, das Boxoffice die Seelentiefe. Jetzt will der Filmwissenschaftler Robert Blanchet scheinbar nachweisen, dass es so schlimm gar nicht war.
In langen Filmwissenschaftler-Sätzen mit vielen Original-Zitaten und dann doch vergleichsweise knappen Fußnoten erläutert Blanchet erstmal, wie ein klassischer Hollywood Film funktioniert. Und wie er finanziert wird.
Dann gibt es ein Kapitel über den ökonomischen Umbruch, über den Erfinder des Massen-Starts (ein mieser Karate-Streifen, der sich eher als Event denn als Geschichte verkaufte) und die Veränderungen im Studio-System.
Und dann beweist Blanchet, dass die neuen, lauten, schnellen, dummen Filme zwar die Spuren ihrer Geburt in der Buchhaltung sichtbar tragen - aber im Grunde noch immer funktionieren wie das alte Hollywood.
Andererseits hat es gar nix mit Wirtschaft zu tun, dass Stummfilme früher so schnell geschnitten waren wie erst wieder die Thriller der 80er Jahre (behauptet Blanchet) - oder dass neue Filme scheinbar immer konventioneller werden, je mehr Computertricks sie haben.
Sowas klingt interessant. Aber dann hagelt es wieder unerklärte "diegetische" vs. "metatexteulle" Bezüge und anderes Literaturwissenschaftlerlatein. Schade.
Blanchet wird kein Blockbuster, eher ein Regal-Sleeper. Obwohl: Star Wars war in den ersten Wochen auch einer.
WING
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