Lehrbuch

Maja und Jesus

Jürgen Beckers Kunstgeschichte

Dass wir seid Marcel Duchamp zwischen "Original" und "Urinal" unterscheiden - da muss man durch. Das ist die Kalauergebühr, die man zu entrichten hat, wenn man sich vom Kölner Kabarettisten Jürgen Becker Kunstgeschichte erklären lässt. Denn genau das macht er und durchaus amüsant in seinem Programm Dalí Dalí, das jetzt als Buch vorliegt.

Wer sich durch das lockere Geplauder durchgearbeitet hat, wird zumindest nie wieder Romanik und Gotik verwechseln und sich wohl ewig daran erinnern, dass Michelangelo schwul war, was man, laut Becker, daran erkennt, dass seine Frauen alle aussehen wie bulgarische Kugelstoßerinnen. Ansonsten enthält das Buch eine ziemlich korrekte Darstellung zum Tatbestand "Kunst" und wie es dazu kommen konnte. Dass im Christentum zum Beispiel die religiöse Malerei ausbrach, als man sich vom aufkommenden Islam absetzen wollte. Und dass Goya der Begründer der Moderne ist, weil er der erste Künstler war, dem die eigene Weltsicht wichtiger war als die politisch korrekte Darstellung. Mit seiner nackten Maja erledigte er dann die Vorstellung gleich mit, dass es religiöser Vorwände zur Nacktdarstellung bedürfe.

In einem guten Stündchen hat man das mit vielen kleinen Abbildungen versehene Büchlein gelesen, sich prächtig amüsiert und etwas gelernt; zum Beispiel, warum es auf uns beruhigend wirkt, wenn wir Vogelgezwitscher hören, weil es nämlich die Abwesenheit von Raubtieren bedeutet. Was nun mal gar nichts mit Kunstgeschichte zu tun hat, aber in den Büchern und Kabarettprogrammen von Becker geht es eben immer um alles.

Victor Lachner

Jürgen Becker: Dalí Dalí. Von Dürer bis Dalí (der Untertitel ist lustig, weil Dürer überhaupt nicht vorkommt). KiWi, Köln 2013, 223 S., mit zahlr. Abb., 9,99