Forschung Denkste! Henning Beck erklärt zwanzigeinhalb Mythen über das Gehirn Der bekannteste Mythos über das Hirn kam gerade noch im Kino vor: In Lucy manipuliert Scarlett Johansson die Welt durch pure Gedankenkraft, denn sie nutzt ihre volle Hirnkapazität - anders als wir Sterblichen, die nur 10 Prozent unseres Hirns benutzen. Das mag auf die Drehbuchautoren von Lucy zutreffen, allgemein jedoch ist das falsch. Warum und wie man das messen kann, erklärt der Biochemiker Henning Beck in seinem launigen Werk Hirnrissig - Die 20,5 größten Neuromythen - und wie unser Gehirn wirklich tickt. Weil Beck das Gehirn und alles, was wir darüber wissen, sehr ernst nimmt, dürfte er mit dem Untertitel nicht einverstanden sein, denn "wie unser Gehirn wirklich tickt" ist längst nicht eindeutig geklärt. Ob es sich um die empathietragenden "Spiegelneuronen" handelt (gibt´s nachgewiesen nur bei Makaken) oder die populäre Einteilung, unsere rechte und linke Hirnhälfte seien für Kreativität (rechts) und Algorithmen (links) zuständig (falsch), ob es sich um den Mythos handelt, es gebe unterschiedliche "Lerntypen" (wir lernen alle auf die gleiche Art: durch Wiederholung) oder Intelligenz sei genetisch bedingt: Beck nimmt all dieses Halb- und Falschwissen kapitelweise auseinander, wobei jedes Kapitel sich eng einem "Mythos" widmet und das Buch trotzdem als Ganzes einen fröhlich formulierten Überblick über den Stand der Hirnforschung gibt. Der ändert sich nämlich täglich. Denn das Gehirn ist ein Objekt, das nicht nur unbegrenzt lernfähig ist, sondern über das wir auch unbegrenzt Neues lernen können. Erich Sauer
Henning Beck: Hirnrissig. Die 20,5 größten Neuromythen - und wie unser Gehirn wirklich tickt. Hanser, München 2014, 271 S., 16,90
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