LEBEN

Die Party ist vorbei

Über die Schmerzen des Alterns. Und wie man sie überwindet.

Sex, Drugs and Rock 'n Roll, das schwebt wie eine Traumwolke über Robert Beck. Aber in seinen vergangenen 37 Lebensjahren, hat sich der Wunsch ein Rockstar zu sein nicht erfüllt. In den 80ern war er lediglich ein mittelmäßiger Songwriter in einer mittelmäßigen Band namens "Kopfgeburt". Jetzt ist Beck Musik- und Deutschlehrer am Georg-Büchner-Gymnasium in München. Hier hat bereits Becks verstorbener Vater unterrichtet und auch Beck kennt das Gymnasium noch aus seiner eigenen Schulzeit. Nichts is' mit Party und Jetset - Elternsprechtag und Literaturcafé sind angesagt!

Beck ist Single und wird immer fetter. Sein einziger Freund ist ein hypochondrisch veranlagter, drogenabhängiger, psychotischer Deutsch-Afrikaner namens Charlie, der seit vier Monaten - sein bisher längster Job - Türsteher ist, jetzt aber Philosophie studieren will. Und dann ist da noch Anna Lind, seine blonde 17-jährige Schülerin, auf dessen Foto er onaniert.

Becks tristes Leben, soll sich komplett verändern: Er verliebt sich in die Kellnerin Lara und entdeckt den 17 jährigen litauischen Jungen namens Rauli.

Rauli spielt E-Gitarre wie Jimi Hendrix und schreibt erstklassige Songs im Minutentakt. Beck hofft, dass sich sein Traum als Manager des Wunderknaben doch noch erfüllen kann.

Der 23jährige Autor Benedict Wells schickt seine Romanfiguren auf einen langen Weg zu sich selbst und lässt sie ihren Platz im Leben finden. Trotz seines jungen Alters überzeugt der Roman durch eine gewisse Weisheit, ohne dabei altklug zu wirken.

Die Sprache ist witzig, ehrlich und direkt. Geschickt gibt sich Wells selbst als Autor in seinem Roman eine Rolle und bringt den Leser mit diesem postmodernen Extra zum Nachdenken. Was an dieser Geschichte könnte Realität sein, was Fiktion?

Janne Hiller
Benedict Wells: Becks letzter Sommer Diogenes, Zürich 2008, 450 S., 19,-