Nerds Das Riker-Prinzip »Besser leben mit Star Wars und Star Trek« - nicht wirklich Während die Brücke der Picard-Enterprise durchgestylt daherkommt wie eine Apple-Produktreihe, scheint im Star Wars-Universum eher das Schraubenzieher-Zweckmäßigkeitsprinzip von DOS und Windows vorzuherrschen: Wenn's mal klemmt - einfach dagegentreten. Dass Han Solo seinen Millennium-Falken nach dieser Lebensregel in Schuss hält, dass überhaupt Star Trek eher Apple und Star Wars eher DOS zuzurechnen sei, steht so ähnlich in Sorge dich nicht, beame! - Besser leben mit Star Wars und Star Trek, das zwar kein wirklicher Ratgeber ist, aber ein paar nette Schnurren aus dem SF-Universum bereithält, die alle Geeks zu goutieren wissen dürften. So erläutern Andrea Bottlinger und Christian Humberg unterschiedliche Personalführungskonzepte anhand der Beispiele William Riker, Gaius Baltar (Galactica) und des fiesen Imperators aus Star Wars. Keine Frage, dass Rikers Konzept des Verständnisses, der Führung durch Vorbild und strengen Motivation die Nase vorn hat. Allerdings wird strikt davon abgeraten, die eigene Karriereplanung nach dem Riker-Vorbild zu betreiben. Wer so oft eine Beförderung ablehnt wie der Erste Offizier der Enterprise, macht sich bei Vorgesetzten verdächtig. Dass auf Dauer auch die Untergebenen den Chef für einen Feigling halten, wenn der Beförderungen scheut, liegt auf der Hand. So arbeiten sich die Autoren episodenhaft durch die jüngere SF-Geschichte (von Babylon 5 bis Firefly, von Galactica bis Buffy... ernsthaft) und belegen ihre Ratschläge mit den jeweiligen Vorbildern. Dass dabei nicht immer aus den Filmen zitiert wird, sondern im Zweifelsfall aus den aktuellen Romanen, dürfte daran liegen, dass die Romane im gleichen Verlag erscheinen wie dieser Ratgeber. Das muss nicht immer falsch sein, mindestens bei einem Beispiel hätten die Autoren aber besser aus Deep Space Nine direkt zitiert statt aus dem Roman zur Serie. Was Quark dort (zu Garak) über den Charakter der Föderation sagt, ist viel treffender und witziger als das hier herangezogene Romanzitat. Wie wichtig das alles ist, nebenbei, hat gerade mal wieder die Wirklichkeit gezeigt. Dort hatte der US-Präsident von einer "Jedi-Gedankenverschmelzung" geredet, und Millionen Nerds schrien gequält auf, weil "mind melting" doch ins Star Trek Universum gehört, die Jedi aber zu Star Wars. Es bedurfte einiger Wortmeldungen aus der SF-Fachpresse, bis bewiesen war, dass es "mind melting" auch bei den Jedi gibt. Alles wird gut. Alex Coutts
Andrea Bottlinger, Christian Humberg: Sorge dich nicht, beame! Besser leben mit Star Wars und Star Trek. Illustriert von Martin Frei. CrossCult bei Amigo, Ludwigsburg 2012, 239 S., 14,80
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