AKTEN & IDEEN
Klau Mich David Baldacci schreibt dicke Romane - und erste Kapitel ab Der Verlag ist ganz aus dem Häuschen, so einen tollen Autor zu haben: "ein großes neues Erzähltalent ... seine Thriller sind ein wahrer Lesegenuß" ... nun ja: wir genießen eher David Baldaccis differenzierten Umgang mit Fragen des geistigen Eigentums. Sein erster Roman Absolute Power / Der Präsident (verfilmt von und mit Clint Eastwood) begann damit, daß ein alternder, in der Freizeit Ölbilder malender Einbrecher beim Villen-Bruch einen Oberklassentypen beim Umbringen seiner Geliebten beobachtet. Ein guter Anfang - allerdings fing schon ein Krimi von Stewart Kaminsky um den kränkelnden jüdischen Detektiv Abe Liebermann mit genau so einer Szene an (Liebermanns Juwel). Und wie fängt jetzt David Baldaccis zweiter Roman Total Control / Das Labyrinth an? Mit einem todkranken Mann namens Arthur Liebermann. Parbleu! Sollte etwa doch Kaminsky von Baldacci geklaut haben und der sich so rächen? Oder entschuldigt sich David auf die Art, nur für eingeweihte Leser lesbar, bei Stewart? Im weiteren Verlauf jedenfalls haben David Baldaccis Bücher nichts mehr mit Stewart Kaminskys Krimis gemein: hier fein beobachtete kleine Leute im überschaubaren multikulturellen Alltags-Kampf, dort High-Tech-Plots, High-Brow-Intrigen und eine sich mühsam über viel zu viele Seiten quälende Schreibe/Übersetzung: "Während er sich diese neue Information durch den Kopf gehen lies, fummelte Hardy geistesabwesend an der Akte herum" (Labyrinth, S. 241). Jetzt muß nur noch Baldacci im nächsten Buch einen Film-Historiker töten - Kaminsky wurde schließlich mit Hard-boiled-Krimis aus der Hollywood-Studio-Zeit berühmt (ein Dutzend Taschenbücher, vergriffen bei Heyne). WING
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David Baldacci: Das Labyrinth. Aus dem Amerikanischen von Michael Krug. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1999 (TB Nr. 12976), 638 S., 16.90 DM |