ERSTE LIEBE
No Boys, please
Tamara Bachs Debut »Marsmädchen«
Sie ist wütend, aber sie weiß nicht auf wen. Sie ist unzufrieden, aber weiß nicht womit. Die 15-jährige Miriam lebt in ständigem Missvergnügen. In ihrer Kleinstadt ist es fürchterlich laaangweilig. Alles schon bekannt, alles abgehakt, immer dasselbe. Miriam hofft, dass endlich irgendwas passiert. Bloß was?
Auch von ihren Freundinnen entfernt sie sich zunehmend. Suse und Ines haben längst feste Freunde, und in den Schulpausen schwatzen die beiden von ihren Beziehungen. Miriam fühlt sich nicht mehr zugehörig. Keine Zeit, Kopfschmerzen, muss meiner Mutter helfen, lauten ihre Ausreden, um nicht auch noch nachmittags bei den Klassenkameradinnen rumzuhocken. Lieber verbringt sie ihre Zeit allein zu Hause. Und immer öfter trifft sie sich mit Laura.
Laura ist neu in der Klasse. Mit ihr kann Miriam stundenlang in der Küche sitzen, Kaffee trinken, rauchen und reden. Ein gemeinsamer Kneipen-Besuch wird für sie der gelungenste Abend seit ewig. Auf dem Nachhauseweg, betrunken und bekifft, kommt es ungeplant zum ersten Kuss.
Marsmädchen erzählt auch eine Geschichte vom Erwachsenwerden und von der ersten Liebe überhaupt, mit alle ihren Verwirrungen und möglichen Enttäuschungen. Das titelgebende Mädchen vom Mars, das unbekannte, rätselhafte Wesen, ist Laura, immer wieder wechselnd zwischen heftiger Annäherung und unerklärbarem Rückzug. Am Ende verschwindet sie aus der Stadt und zieht zu ihrem Vater.
Marsmädchen überzeugt durch seine wirklichkeitsnahe Handlung und ganz besonders durch seinen Erzählstil. Der schnodderige, freche Ton, gepaart mit trockenem Humor, reißt den Leser schon ab dem ersten Kapitel mit. Kurze, abgehackte Sätze verleihen der Handlung Dichte und ein rasantes Tempo. Der 27-jährigen Autorin gelingt es, nah an ihren Protagonistinnen zu bleiben, ohne sich dabei an irgendeinen Jugendjargon anzubiedern.
Udo Bartsch
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