LIEBESBRIEFE Globale Phrasen John Bergers Versuch, Liebe und Kapitalismuskritik zu vereinen Über viele Jahre schickt A'ida ihrem Geliebten Xavier Liebesbriefe ins Gefängnis. Er wurde zu zweimal lebensllanger Haft verurteilt. Das Paar gehört einer Widerstandsbewegung an. In ihrem Land herrscht Bürgerkrieg. Wo es liegt und wie es heißt, erfährt der Leser nicht. A'ida beschreibt Xavier wie sie Marmelade kocht, wen sie trifft, welche Häuser von Bomben und Granaten zerstört wurden. Manchmal erinnert sie ihn an die Zeit, als sie noch zusammen sein konnten. Die Liebesgeschichte verliert sich in Zeit und Raum, weil die Briefe nicht datiert oder geordnet sind und der Leser nicht erfährt, wo sie spielt. Das ist einer der wenigen gelungenen Kunstgriffe in A und X. A'idas Sprache ist mal übertrieben bildhaft, mal so langweilig alltäglich, dass sie kaum Emotionen weckt oder Spannung erzeugt. Der politische Kontext des Romans wirkt erzwungen. Aus den Briefen wäre für den Leser nicht ersichtlich, dass das Paar einer Widerstandsbewegung angehört, wäre es nicht in der Einleitung erwähnt worden. A und X ist ein gutgemeinter Roman mit blassen Protagonisten und einer ermüdenden Sprache. Der hohe politische Anspruch muss unter solchen Einschränkungen leiden. Tut er auch. Janne Hiller
John Berger: A und X Aus dem Englischen von Hans Jürgen Balmes. Hanser, München 2010, 208 S., 18,90
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