ARTUS 2
Drei Könige, mindestens Zwei Taschenbücher zeigen den tafelrunden Märchenherrscher, wie er vielleicht wirklich nicht war Neulich noch als Sean Connery im Kino, jetzt schon wieder gedruckt bis zum Abwinken: Artus. Aber anders: natürlich wurde der große Vorsitzende des Sagenkreises von Lancelot bis Galahad nicht in Glastonbury begraben - vielmehr gruben ihn im 12. Jahrundert bloß clevere Mönche zur Walfahrts-Tourismus-Zwecken da aus. Und er hieß auch gar nicht Artus - sondern Owain Dantgwyn. Jedenfalls sprechen die Studien von Graham Phillips und Martin Keatman dafür, daß dieser keltische General des 5. Jahrhunderts erfolgreich den frühen Vorstoß von Angeln und Sachsen nach Britannien verhinderte - und dabei so legendär wurde, daß sein Ehrentitel "Artus" (eine Art Frontkämpfer-Orden) zum leibhaftigen letzten großen König von Britannien hochstilisiert wurde - als die Angeln und Sachsen endgültig gewonnen hatten. Das Grab des historischen Owain/Artus aber liegt in einem alten Cornwall-Königreich namens - festhalten - Powys. Das kannte auch schon Mary Stewart, eine englische Fantasy-Autorin, als sie in ihrem zweiten Artus-Roman Der Erbe die Jugend des "once and future kings" aus den Augen Merlins des Zauberers beschrieb. Die Römer stehen noch in England, die Sachsen stehen schon in Winchester, die Christen haben bereits fast die alten Götter abgesetzt ... aber es ist noch genug Druiden-Magie übrig, um, mit den Worten Merlins "aus allen Königen einen König" zu machen. Weshalb das Buch auch hauptsächlich von Uther Pendragon handelt, dem bisher historisch noch nicht nachweisbaren Vater-König. Thomas Berger, dessen Geheimnisse von Camelot mit Stewarts Erbe zusammengebunden erscheinen (die gleichfalls schon vor Jahren bei Heyne ersterschienenen Gillian Bradshaw-Romane hätten dazu besser gepaßt) schert sich keinen Deut um echte Geschichte. Und fast keinen um die edlen Geschichten. Bei ihm ist Papa Pendragon impotent, Lady Guinevra ein selbstherrrlicher Vamp, Gawain ein Lüstling wider Willen, Parzifal eine Art Hans im Glück, ja die ganze Tafelrunde ein Sauhaufen. Allerdings in schönster Altertümelei erzählt und durchaus mythenkritisch gemeint. Immerhin ist Thomas Berger der Mann, der "Little Big Man" erfunden hat. Und man muß sich nur Dustin Hofmans dummes Gesicht im Kettenhemd vorstellen, um den Spaß an dieser vollfiktiven Königsschändung zu erahnen. WING
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Graham Phillips / Martin Keatman: Artus. Die Wahrheit über den legendären König der Kelten Aus dem Englischen von Christiane Jung. Heyne Verlag, München 1995 (19/386) 320 S., 14.90 DM Mary Stewart: Der Erbe Aus dem Englischen von Günther Panske Thomas Berger: Die Geheimnisse von Camelot Aus dem Englischen von Uta McKachneay. Heyne Verlag, München 1995 (50/106) zusammen 766 S., 14.- DM |