VERSCHWÖRUNGEN

Eine Traumland-Partie

Viel Spaß und wenig Ufos in der Area 51

Keine offizielle Landkarte kennt das "Dreamland", aber jedes Kind des Medienzeitalters weiß, wo die "Area 51" liegt: am Groom Lake, nahe Las Vegas, in der Wüste von Nevada. Eine geheimnisvolle Region voller miliärischer Anlagen und moderner Märchen; Atombombentests, Spionageflugzeuge, Ufos, Tierverstümmelungen, Agenten, Hacker, Hippies, Hausbesetzer, abgespacete Touristen, verbissene Spinner und ihre Erzfeinde, die noch verbisseneren ... alles mengt sich dort auf's kurioseste.
David Darlington hat nun das erste rundum vergnügliche Porträt des Lebens am Rande des Mysteriums geschrieben. Da treten etwa ernsthafte Militärgeschichtler auf und enthüllen seltsame Wahrheiten (die berühmte U2 wurde vom Präsidenten sabotiert, damit die Sowjets sich durch den "Abschuß" wieder stark fühlten - und in Ruhe weiterbeobachtet werden konnten - das supergeheime U2-Nachfolger-Flugzeug gab es schon als Spielzeugbausatz, bevor es überhaupt in Dienst gestellt wurde ...). Hauptsächlich aber besuchen wir die wichtigsten UFO-Leute, die "Abfangjäger", die mit Wohnwagen, Heckenschere, Rundbrief und e-mail "intellektuellen Terrorismus" gegen jede Verschleierei betreiben. Knorrige Typen, die keine Ufos brauchen, um Zäune unamerikanisch zu finden. Und keinen desinformierenden Geheimdienst, um sich gegenseitig unmöglich zu machen. Der Hauptzeuge für die in Area 51 versteckten Ufos installiert aus Hobby Video-Überwachungen für den örtlichen Puff, der beste Fremdenführer rund dieses Dreamland hat gerade eine Angestellte der nicht-existierenden Behörde geheiratet, der deutsche Ufo-Guru Michael Hessemann taucht als dessen viertschlimmster Alptraum im Internet auf ... herrlich.
Am Ende weiß man natürlich nichts genaues nicht, aber man kennt dank Darlingtons Vollkontakt-Reportage die Eßgewohnheiten der meisten Beteiligten ("Chips und Diätcola"), verfügt über lakonische Psychogramme von Helden und Schurken ("wie ein Kind, dessen Eltern zu viele Gäste eingladen haben") - und man erfährt, daß die Straße, die zu der Basis führt, die es nicht gibt, zum Filmstart von Independence Day offiziell in "E.T. Highway" umbenannt wurde. Gegen den erbitterten Widerstand der echten Ufo-Szene, die solche Albernheiten für Ablenkungsmanöver halten.
WING
David Darlington: Die Dreamland-Akte. Area 51 - Amerikas supergeheime High-Tech-Militärbasis München: Knaur 1998 [77300], 400 S., DM 19.90