Beziehungen Mein Mops versteht mich Ein Roman über unglückliche Frauen und blöde Namen Apple heißt Apple, und sie ist noch nie so richtig glücklich mit dem Namen gewesen, den ihre Hippiemutter da in den siebziger Jahren für sie ausgesucht hat. Überhaupt hat sie mit dieser Frau wenig gemeinsam. Ihre Kindheit am spanischen Mittelmeerstrand war für Apple alles andere als ein schöner langer Urlaub. Sie und ihre Mutter Ingrid haben in einem Zelt gelebt und konnten sich gerade so mit dem Verkauf von Armreifen, die Ingrid aus Gabeln gebogen hat, über Wasser halten. Dann begann diese auch noch eine Liebesaffäre mit einem verheirateten Mann, die zu einer Katastrophe führte. Da ist es kein Wunder, dass sich Apple nach einem geregelten Leben sehnt. Dreißig Jahre später hat sich allerdings nicht viel geändert. Die erwachsene Apple, mittlerweile in Deutschland lebend, reiht ein Liebesdesaster an das andere, verliert ihren Job und vertraut nur noch einem Lebewesen, nämlich ihrem Mops Freud. Die Mutter ist immer noch - trotz Hüftleidens - ein Freigeist, und dann sind da noch Apples beste Freundin Susi und ein Mann, der eine Frau sein möchte. Und alle haben eine gemeinsame Geschichte, die Doris Dörrie in Alles inklusive erzählt. Und um diese Geschichte zu erzählen, gibt die Autorin ihren weiblichen Charakteren viel Platz. Das liest sich manchmal sehr unterhaltsam, wenn Susi Dinge wiedergibt, die sich bei Apple noch ganz anders angehört haben. Apple versucht erfolglos, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, fühlt sich aber nach wie vor von ihrer schrecklichen Kindheit verfolgt. Mit ihrem Mops Freud kann sie darüber sprechen. Und vielleicht noch mit Susi. Aber die hat selbst Probleme mit ihrem Mann, der auf eine neue Niere wartet. Und dann ist da noch Transvestit Tina, der früher Tim hieß, und seinen Exfreund sucht, der eigentlich eine Frau ist. Neben den alltäglichen und den Liebesproblemen der Frauenriege, ist es vor allem dieses Durcheinanderwirbeln von Definitionen wie weiblich und männlich, das den Roman mit einem dezenten Humor ausstattet. Die Situationen werden unaufgeregt geschildert, alles plätschert ein wenig vor sich hin. Die Männer werden nicht gerade zu ihrem Vorteil dargestellt. Sie betrügen, verlassen und werden schwul. Das anfängliche Gefühl beim Lesen, dass hier wieder alles auf das Eine hinausläuft, überrumpelt Doris Dörrie mit einigen Wendungen, die die Sympathien nicht vorhersehbar verteilen. Sacha Brohm
Doris Dörrie: Alles inklusive. Diogenes, Zürich 2011, 249 S., 21,90
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