SINGLES

Hipp, frech und erfolgreich

Das Bild der Frau nach »Ladykracher«

Alice arbeitet als gutbezahlte Online-Redakteurin bei einem Fernsehsender in Köln, sieht super aus und ist auch noch ziemlich gebildet. Sie hält ihren begehbaren Kleiderschrank für die größte Erfindung aller Zeiten, plagt sich mit schrulligen Freundinnen und unsensiblen Männern rum, und hat panische Angst davor, sich als Single zu outen. Aus diesem Grund bestellt sie ein Single-Kochbuch auch lieber per Internet, statt eine Bibliothek zu betreten. Der Verkäufer des Buches heisst Alex, und in den zahlreichen Mails, die sich die beiden von jetzt an schreiben, merkt Alice, dass da jemand exakt auf ihrer Wellenlänge liegt.
Nach den ersten Seiten von Alice @Wonderland möchte man das Buch spontan an den Kachelofen verfüttern. Kurzweilige Quatsch-Romane über erfolgreiche, hübsche, hippe, aber ach so einsame Single-Ladies gibt es wie Sand am Meer; der unsägliche Mondscheintarif war nur der Anfang einer Reihe von "Sex and the City"-inspirierten Karrierefrauen-Büchern. Es käme einer Revolution gleich, wenn solche Romanheldinnen mal schlichte, alltägliche Berufe wie Currywurstverkäuferin oder Toilettendame ausüben würden - aber nein, immer muss es irgendeine Redakteurin, Produkt-Managerin, PR-Agenturchefin sein. Doch die Autoren, die unter anderem Anke Engelkes "Ladykracher" Leben einhauchten und als Gagschreiber für Harald Schmidt arbeiteten, nehmen das Genre geschickt aufs Korn und vollziehen eine gekonnte geistige Geschlechtsumwandlung und schaffen eine etwas hektische, kinderhassende und völlig unsportliche Protagonistin.
Dass die Herren vom Fach sind, merkt man an Kapitelüberschriften wie "Nobelpreis für Exorzismus" oder "Das Café am Ende des Universums". Nebenbei werden munter Steve-Buscemi-Filme zitiert, dazu noch ein angenehm überraschendes Ende - und fertig ist die amüsante One-Woman-Show.
Michaela Sommer
Ralf Bunzel & Andreas M. Gaw: Alice@Wonderland Fischer Tb, Frankfurt/M. 2004, 285 S., 7,90,-. ISBN: 3596164400