DOUGLAS ADAMS

Danke für den Lachs

Das allerletzte Buch des galaktischen Anhaltes und seine Biographie

Douglas Adams ist tot. Seit ein paar Jahren schon (2001), aber es ist immer noch schade. Und jetzt erscheint seine Biographie in der dritten, um sieben Kapitel und ein paar Anhänge erweiterten Auflage (Keine Panik) und ein finaler Reader mit literarischen, journalistischen und biografischen Texten aus dem Nachlass (Lachs im Zweifel), der sich so seltsam mit der Biographie überschneidet, dass man einfach beide haben muss. Falls man sich für den Hintergrund des galaktische Reise-Handtuchs und universalen Humor interessiert, wie er in England damals hergestellt wurde.
Neil Gaiman, selbst ein Autor von einigem Witz (Sandmann-Comics, Kinderbücher, Fantasy-Stories) wühlte sich 1989 erstmals, und jetzt eben vor allem um die Zeit seither erweitert, durch Briefe, Interviews und eigene Gespräche vor zum genetischen Gerüst von DNA (Douglas Noel Adams). Wie er auf Studentenbühnen Scherze bauen lernte, wie er sich dreimal rund um die Monty Python-Clique soff, wie aus einer kleinen britischen Radio-Show für Freaks Ende der 70er ein andauerndes internationales Multi-Media-Event wurde (eine Romantrilogie in 5 Bänden, eine Fernsehserie, ein Computerspiel, mehrere Theaterstücke ... zur Zeit arbeitet Disney an einem Kinofilm) und was danach kam. Etwa Douglas' Lieblingsbuch, das leider nicht sehr erfolgreich wurde (Die Letzten ihrer Art - über vom Aussterben bedrohte Tiere). Lehrreich und lustig. Mit unter anderem der ersten veröffentlichten Science Fiction-Kurzgeschichte des 12jährigen Adams (über einen armen Mann im Fundbüro, der sein Gedächtnis verloren hat - aber sich daran natürlich nur dunkel erinnert).
Peter Guzzardi, der Herausgeber von Lachs im Zweifel, liefert dafür die Musikfolge und die Leichenreden von Adams' Gedenkgottesdienst, einen Leserbrief des Douglas-Knaben, sowie 11 Kapitel (aus 12 Versionen kompiliert) seines unvollendeten dritten Romans um Dirk Gently, den holistischen Detektiv. Hier muss er eine Katze suchen, deren hintere Hälfte verschwunden ist, während die vordere trotzdem nicht umfällt und weiter schnurrt.
Wer solche Ideen komisch findet, hat auch am Rest der Sammlung Gefallen, die zum Teil dieselben Episoden wie die Biografie erzählt, nur meist in Adams' eigenen Worten. In vielen Zeitschriften-Artikeln, Interviews, Reden ud Briefen zeigt sich Adams als humoriger Kolumnist über streundende Hunde, das Netzteil-Stecker-Chaos, die Entwicklung der Menschheit, Nashorn-Rettungs-Aktionen, das Erfinden von Gott, den ersten tragbaren Mac, Single-Malts, den Umgang mit Studio-Chefs ... ja Adams' "wir sollten miteinander reden"-Fax an Disney gehört ins Handbuch jedes von Produzenten gequälten Autors. Weitgehend spannend und zum Schmunzeln.
Der einzige Nachteil beider Bücher ist ihr größter Vorteil: sie sind ihrem Gegenstand zu nah. Wir kriegen keine kritische Ausgabe, keine wohlerwogene Einordnung, keine Fußnoten für Nicht-Briten, denen etwa die Wichtigkeit von Dr. Who ein Rätsel bleibt. Aber wir kriegen tiefe Einblicke in das Seelenleben eines Humoristen, der sich nächtelang im Keller der BBC-Studios fragt, welches Geräusch ein Wal wohl macht, der aus dem Orbit auf die Erde klatscht.
Das definitive Begleitbuch zum Anhalter der Galaxis muss also noch geschrieben werden, die Original-Radio-Serie sollte als Skript auch hier mal veröffentlicht werden (die deutsche Fassung ist ein Ever-Seller im Hörbuch-Segment) und den knapp 30.000 Dateien umfassenden Nachlass hätten wir auch gern auf CD-Rom.
Bis dahin sollte jeder Arthur und jede Trillian mal bei www.h2g2.com vorbeisurfen. Die BBC hat nämlich Adams' letzte gepleitete IT-Firma gerade als Service wiederbelebet: einen echten Hitchhikers Guide zum Leben, zum Universum und dem ganzen Rest, geschrieben von seinen Benutzern.
Nein, DNA hat das Internet nicht erfunden, aber er liefert auch postum das definitive Handtuch, ohne das man da nicht hin gehen sollte.
WING
Neil Gaiman: Keine Panik. Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis. Aktualisiert und erweitert von David K. Dickson und MJ Simpson Aus dem Englischen von Gerald Jung und Ralf Schmitz. Rogner & Bernhard, Hamburg bei Zweitausendeins, Frankfurt 2003, 326 S., 14.90 ISBN: 3807701346
Douglas Adams: Lachs im Zweifel. Zum letzten Mal per Anhalter durch die Galaxis Aus dem Englischen von Benjamin Schwarz. Rogner & Bernhard, Hamburg und Ullstein, Heyne, List, München 2003, 320 S.. 22.- ISBN: 3453868641