VERSCHWÖRUNG

Der KGB-Hacker

Ein ergänzendes Buch zu Hans-Christian Schmids Film 23

Das ist nicht einfach das Buch zum Film, sondern die Geschichte der Recherche: Wieso verbrannte der junge Karl Koch auf einem Parkplatz? War er ein KGB-Hacker oder einfach nur ein PC-Freak, der zur falschen Zeit die falschen Bücher las und vor allem die "Illuminaten"-Story von Robert Anton Wilson zu wörtlich nahm?.

Regisseur Hans-Christian Schmid und sein Team fahren durch Deutschland und reden mit Personen, die Karl Koch kannten. Dabei ergibt sich die Biografie einer ziemlich armen Sau, die sich zwischen Neurosen, dem BKA, KGB und ein paar durchgeknallten Freunden aufrieb. Im letzten Drittel des Buches erklären Schmid und seine Produzenten, warum sie, um die Geschichte richtig zu erzählen, sie verändern mußten. Wie sie die Liebesgeschichte, gerade weil sie wahr war, schweren Herzens in der Endfassung komplett kippten und warum es zwei Jahre dauerte, diesen Film zu machen.

Weshalb das Buch erstens eines über die deprimierenden 80er und das noch viel deprimierendere Hannover ist, über die Selbstüberschätzung der Hacker-Szene - und zweitens darüber, wie man Wahrhaftigkeit herstellt, indem man die Wahrheit verändert.

Es bleibt: eine kleine Gruppe kleiner Jungs mit gestörtem Ego. Daß Schmid darüber nicht den Mantel des Mitleids ausbreitet, sondern einfach eng an den Ereignissen bleibt - das ist sein Verdienst und das dieses Buches.

Victor Lachner
Hans-Christian Schmid / Michael Gutmann: 23 - Die Geschichte des Hackers Karl Koch dtv Nr. 8477, München 1999, 226 S., 16,90 DM